top of page

Roadtrip durch England – Teil III: Cornwall, Devon, Somerset, Hampshire und Kent

Aktualisiert: 26. Sept. 2019


Cider Flaschen der Healeys Cornish Cider Farm

Am nächsten Tag gab es ordentlich Regen, aber es ging weiter durch Cornwalls Norden denn es standen ein paar Stops auf dem Programm: Nummer eins war die Healeys Cornish Cider Farm, eine typische Cider Destillerie, die man komplett inklusive Streichelzoo mit Hund besichtigen kann. Die Zeit habe ich mir zwar nicht genommen, aber im Werksverkauf ordentlich zugeschlagen: Cider, die passenden Gläschen und ein Brandy.







Anschließend ging es weiter nach Padstow, ein kleiner Fischerort, den man von See aus nur bei Flut erreichen kann. Ich kann gar nicht sagen warum, aber dieser Ort ist mir besonders in Erinnerung und im Herzen geblieben: Kleine Gässchen, ein wunderschöner Hafen, eine Kaffeerösterei, in der ich super beraten wurde und Kaffee, Tee und einen To Go Becher gekauft habe, ein wunderbarer Hundeladen, in dem Frida ein neues Halsband-Leinen-Set und scheinbar unfassbar leckere Kekse bekommen hat, unglaublich nette Menschen, Möwen, Regen und ein uralt-eingesessener Fish’n Chips Laden, in dem ich meine Chance nutzte (ein weiterer Speise-Punkt) und eine halbe Portion bestellte. Die Verkäuferin fragte mich, wie ich sie essen will, ich hatte keine Ahnung und sie hat sich total gefreut, mir alles zu erklären und so zuzubereiten, wie sie es typischerweise am liebsten isst. Im Van packte ich meine Beute dann aus und die halbe Portion war so riesig, dass ich sie nur zur Hälfte geschafft habe. Keine Ahnung, wie die Briten das machen.



Wirklich pappsatt ging es weiter nach Tintagel, dem Ort mit Merlins geheimer Zauberhöhle und König Artus’ Schloss(ruine). Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen und Frida und ich konnten den unglaublich steilen Abstieg zum Schloss nehmen. Schon auf dem Hinweg freute ich mich nicht auf den Rückweg, denn da mussten wir das alles ja wieder bergauf laufen. Die Ruine selber zu besichtigen kostet Geld, das habe ich gespart, denn so scharf war ich nicht darauf. Aber die Klippen und das bisschen Mauerwerk, was ich so gesehen habe, waren auch nicht schlecht.



Weiter ging‘s zum gebuchten Campingplatz, wieder ein Fund über Campercontact:

 

Trewethett Farm Caravan Club Site, alle Annehmlichkeiten, V+E, befestigte und unbefestigte Stellplätze, atemberaubende Aussicht, direkt am South Coastal Path gelegen: N 50°40'24" W 4°43'16"


 

Und wieder gab es einen atemberaubenden Blick über die Küste, weit in die Bucht hinein und wieder in nur geringer Entfernung den South Coastal Path, den Frida dann auch zur Belohnung direkt entlang flitzen durfte. Und auch hier gab es wieder einen Ruditanz mit Keilen, bis die Kiste einigermaßen gerade stand.



Da die Abreise erst um 12 Uhr erfolgen musste, sind Frida und ich mit einer Wanderung in den Tag gestartet: Es ging die Klippen entlang mit traumhaften Ausblicken und weiten Wiesen. Dieser Anblick wurde und wird einfach nie langweilig. Dankenswerterweise spielte das Wetter auch wieder mit.


Und dann kam die Unentschlossenheit – und zwar mit voller Wucht. Um halb 12 wusste ich immer noch nicht, wohin die Reise an diesem Tag gehen sollte, dann wurde die Zeit knapp und ich musste noch Rudi versorgen. Bis 12 musste ich aber runter vom Platz, weshalb dann alles etwas hektisch wurde. Gleichzeitig wurde die gesamte Reisezeit knapp, denn ich hatte nicht mehr viele Tage bis zur Rückfahrt mit dem Zug, aber noch ein paar Kilometer vor mir. Aber wohin ich wollte, wusste ich auch nicht. Also habe ich auf vielen Parkplätzen gehalten, recherchiert, mich entschieden und dann doch wieder alles verworfen. Ich ging mir selber auf den Sack und Frida vermutlich auch. Am Ende sind wir zum ursprünglich geplanten Ziel, der Stadt Cheddar, gefahren, haben aber erst 20 Minuten vor Ankunft die Zusagen vom Campingplatz erhalten – wieder einmal Glück gehabt.


 

Cheddar Bridge, kleiner Stellplatz mit befestigten Stellplätzen, nur Erwachsene, alle Annehmlichkeiten, V+E, eine Hundewiese ist fußläufig erreichbar: N 51°16'23" W 2°46'30"


 


Wieder bekamen wir den letzen Stellplatz, wieder wurden wir unheimlich freundlich begrüßt. Das können die Briten einfach, Du fühlst dich sofort willkommen. Ein unbezahlbares Gefühl, besonders, wenn Du alleine reist. Schnell habe ich geparkt und wir sind direkt los in den Ort – Mission Käse kaufen. Den gibt es im Ort wirklich an allen Ecken und in allen erdenklichen Sorten. Ich habe einen bunten Mix gekauft, inklusive Cider und wir sind durch die Gässchen geschlendert. Leider war es schon recht spät, sodass viele Geschäfte bereits geschlossen hatten. Nicht aber der Supermarkt, den ich dann noch geplündert habe. Ich liebe Supermärkte im Ausland und kaufe wie ein Kind im Spielwarenladen nur Unsinn. So auch hier. Mitbringsel, Cider, Gebäck, Süßigkeiten und Sandwich-Aufstrich in den Sorten Eier-Mayo und Krebssalat. Ich war zufrieden. Und konnte einen weiteren Speise-Punkt, wenn nicht gar einen Punkt von meiner Lebens-To-Do-Liste streichen: Cheddar aus Cheddar in Cheddar essen.

Für den nächsten Tag war geplant wieder runter in Richtung Küste zu fahren, denn noch immer war nur noch wenig Zeit für die Rückreise aber einiges an Kilometern zu fahren. Als Zwischenstopp für den Vormittag hatte ich mir Glastonbury ausgeguckt, eine nicht allzugroße Stadt, die geprägt ist vom legendären Glastonbury-Festival, das Woodstock Englands. Und ich muss sagen, die Stadt hat mich nachhaltig beeindruckt: Erstens bedient sie architektonisch wieder einmal sämtliche Klischees einer englischen Arbeiterstadt. Zweitens – und das fand ich viel beeindruckender – riecht die kompletteInnenstadt nach Dope und Räucherstäbchen. Die Häuser sind türkis, lila oder orange, die Läden bieten einheitlich Esoterik-Zubehör, Tarot-Karten-Lesen, Halbedelsteine oder Gothik- bzw. Hippie-Kleidung an. Es ist als wäre man in einer komplett anderen Welt und es gibt auch kein Entkommen.



Als absolut krassen Gegensatz dazu gibt es gleich neben der Innenstadt ein Outlet-Center, ursprünglich von der Schuhmarke Clarks, mittlerweile gibt es aber alles, was das Herz begehrt. Auch Barbour-Kleidung, auf die ich unheimlich scharf war. Also habe ich den kompliziertesten Weg zum Parkplatz genommen, den mir Maps angeboten hat und bin mit Frida zielstrebig in den Barbour-Laden gegangen. Was soll ich sagen: Ich wurde fündig.


Zufrieden ging es weiter in Richtung New Forest National Park. Hier hatte ich im Reiseführer eine Wanderroute gefunden, die ich als Belohnung für Fridas Stadt-Vormittag mit ihr gehen wollte. Gesagt, getan, leider waren wir dieses Mal alles andere als alleine. Der Wanderparkplatz sowie sämtliche davon abgehenden Wege sind am Wochenende scheinbar ein beliebter Gassi-Treffpunkt für gefühlt alle Hunde und ihre Besitzer der näheren Umgebung. Egal, die Runde war dennoch schön, zumal wir wieder Ponys getroffen haben, die sich sogar streicheln ließen. Spontan fuhr ich danach wieder zum Longmeadow Campground von der Hinreise, der hatte aber geschlossen – obwohl kaum Camper da waren. Notgedrungen und im Ermangelung von funktionierendem Handyempfang fuhr ich exakt 900 m weiter die Straße entlang zum nächsten Campingplatz.


 

Hollands Wood Campsite, frei wählbare, unbefestigte Stellplätze im Wald zwischen freilaufenden Ponys, Sanitär, kein Strom: N 50°49'45" W 1°34'17"

 

Der Empfang war überaus herzlich und der Platz ein Paradies: Es gibt keine Parzellen, keine Nummerierung. Man darf in dem ca. 1km mal 500m großen Waldgebiet einfach parken, wo man sich wohl fühlt und bleiben will. Dafür gibt es keinen Strom, aber mit Rudi ist das ja egal. Ich suchte mir mein Plätzchen zwischen Bäumen auf einer kleinen Lichtung mit freiem Blick auf die riesige Wiese voll mit wilden Ponys – und ärgerte mich, dass ich dieses tolle Fleckchen erst auf dem Rückweg und mehr oder weniger notgedrungen gefunden hatte.



Den Vormittag des nächsten Tages verbrachten wir in den Sträßchen von Lyndhurst mitten im Nationalpark. Auch hier gab es wieder einzigartige Geschäfte und ich bekam einen weiteren Speise-Punkt: Englisches Frühstück in der vegetarischen Variante. Haken dran, muss ich nicht nochmal haben.

Anschließend fuhr ich noch einmal zu dem Wanderparkplatz von gestern, um mit Frida eine wirklich schöne, dieses Mal auch einsame Runde durch den Nationalpark zu drehen. Es ging wieder über Heidefelder, durch kleine Waldabschnitte, über Bäche und Weiden. Eine Kuh fand uns wohl besonders spannend und kam immer näher. Ich fand das auch ganz putzig bis sie Bocksprünge machte und mit dem Kopf zum Stupser ansetzte – ca. 1m von Frida und mir entfernt. Das ging mir dann doch zu weit...


Jetzt stand unsere letzte Etappe auf dem Plan, es ging zurück in Richtung Folkestone. Die Fahrt war lang und recht eintönig, aber kurz vor Folkestone gab es ein weiteres Outlet und zufälligerweise auch hier wieder mit Barbour-Store. Also nichts wie hin und wieder wurde ich fündig. Nachdem ich hier eine Stunde vertrödelt hatte, ging es zum letzten Campingplatz der Tour.


 

The Warren CCC Site, befestigte und unbefestigte Stellplätze, Sanitär, V+E, kein Handyempfang, Meerblick, Klippen flußläufig, enge, anspruchsvolle Zufahrt:

N 51°5'38" E 1°12'17"

 

Er sollte eine atemberaubende Aussicht auf die Kreidefelsen haben, wenngleich man sich diese Aussicht durch das Bezwingen einer äußerst engen und unbequemen Zufahrtstraße erarbeiten musste. Beim Runterfahren zum Campingplatz graute mir schon vor dem Herauffahren am nächsten Tag. Auch hier war die Begrüßung wieder ausgesprochen herzlich, ich bekam alles mögliche erklärt und sämtliche Camper-Nachbarn halfen mir auf die Keile zu fahren, um die typischen Unebenheiten auszugleichen. Einen Ausblick hatte ich vom Platz aus zwar nicht, dafür aber die Küste wirklich direkt vor der Tür. Das haben Frida und ich am Abend nochmal ausgiebig genutzt und die Zeit an den Kreidefelsen und den sich davor brechenden Wellen verbracht.


Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der Rückreise. Nach einer ausgiebigen Runde entlang der Küste und der letzten Föhn-losen Dusche in England habe ich Rudi fertig gemacht und dann ging es die fürchterliche Straße zurück in die Zivilisation. Der Abstecher in ein Gartencenter war leider nicht so erfolgreich wie erhofft – ich wollte englische Rosen für zu Hause kaufen – also ging es ziemlich früh in Richtung Euro Shuttle Tunnel. Auf der Hinfahrt bekam ich aufgrund meines frühen Eincheckens einen früheren Zug angeboten, auf der Rückfahrt leider nicht, sodass Frida und ich gut 2 Stunden am Terminal vertrödeln mussten. Ich bin immerhin die letzten Pfund im Duty Free losgeworden und Frida ist auf dem Hundespielplatz immerhin zweimal durch den Reif gesprungen. Auch hier verlief alles wieder reibungslos und ich war wie auch auf der Hinfahrt von der Organisation tief beeindruckt. Nach 30 Minuten waren wir wieder in Frankreich und machten uns auf zum letzten Stellplatz der Tour, einem Camperpark in Middelkerke an der belgischen Küste.


 

Camperpark Zeester, Stellplatz mit allen Annehmlichkeiten, befestige Stellplätze, 24h-Check-In, Sanitär, V+E, Strand fußläufig: N 51°11'28" E 2°50'4"

 

Der Stellplatz war wirklich toll und kommt auf jeden Fall auf die Liste der Stellplätze, die ich nochmal für einen Kurztrip besuchen möchte. Alles da, was man sich wünscht, 24h-Self-Check-in, ein Stückchen Rasen vor der Tür, Ver- und Entsorgung sowie der Strand nur 10 Minuten Fußweg entfernt. Und hier wurden Frida und ich dann nochmal mit dem herrlichsten Wetter verwöhnt, der Hund hatte seine dollen fünf Minuten und ich einen wirklich tollen Urlaubsabschluss.



Die Rückreise am darauffolgenden Tag lief leider etwas holprig, da wir rund um Antwerpen wirklich nur im Stau standen. Dennoch: Der Urlaub war toll, die Tour fantastisch und ich bin jetzt England-Fan. Ich hoffe sehr, dass sich der für Ende Oktober geplante Brexit noch einmal ordentlich nach hinten verschiebt, denn wenn ich im Frühling nächsten Jahres die Chance bekomme, bin ich auf jeden Fall wieder in England unterwegs. Dann ein paar Tage länger, denn dann würde ich gerne in die Cotswolds und nach Wales in den Snowdonia Nationalpark. Drückt und die Daumen.



bottom of page